Zwei verdiente Männer gehen von der Deichkrone: Schultheiß Richard Steinmetz und sein Stellvertreter Ernst Brütt
Cuxhaven (tas) {Cuxhavener Nachrichten vom 7. Mai 2007}
Kein anderes öffentliches Amt an unserer Küste hat eine so lange Tradition wie das des Deichvogts, in Cuxhaven Schultheiß genannt. Der Cuxhavener Schultheiß, Richard Steinmetz, Landwirt im
"Königreich Groden", scheidet mit der am morgigen Dienstag stattfindenden Verbandswahl nach 18,5 Jahren offiziell aus diesem wichtigen Amt aus.
Für Steinmetz' letzte Deichschau am Freitag hatten sich die Mitglieder etwas Besonderes einfallen lassen. Sie ließen den Schultheißen und seinen ebenfalls ausscheidenden Stellvertreter Ernst
Brütt auf dem letzten Teil der Strecke mit einem weißen Zweispänner abholen und am Strandhotel in Duhnen vorfahren.
Dort trafen sich die Ausschussmitglieder zur Abschlussbesprechung. Brütt hat 31 Jahre als Deichgeschworener mitgearbeitet, davon 25 Jahre als stellvertretender Vorsitzender. Es steht also ein
Generationswechsel bevor.
In seinen Dankesworten deutete Oberbürgermeister Arno Stabbert an, dass Steinmetz für seine besonderen Verdienste um die Sicherheit der Stadt in Kürze mit der Schlossmedaille ausgezeichnet wird.
Die Gelassenheit und der besondere Humor, mit denen der Landwirt aus Groden seine oft schwierige Aufgabe angegangen sei, hob Stabbert in seiner Laudatio besonders hervor.
Dass es an der Spitze des Deichverbandes nicht immer nur harmonisch zugegangen ist, wurde aus der humorvollen Rede deutlich, die Jürgen von Glahn hielt. Im Interesse der Sache habe man manch
strittiges Thema ausgetragen, gerade, wenn es um die unterschiedlichen Interessen von Deichschutz und Fremdenverkehr gegangen sei, die nicht immer leicht auf einen Nenner zu bringen seien. Auch
CDU-MdL Hans-Christian Biallas hatte Steinmetz zuvor Dank ausgesprochen für seine verantwortungsvolle Arbeit.
Steinmetz selbst erinnert an sein schwierigstes Projekt, den Deichbau in Duhnen von 1995 bis 1997. Die 500 Meter neuer Deich hätten damals fünf Millionen DM, manche Beratung und
Kompromissbereitschaft gekostet. Um die Interessen des Tourismus zu berücksichtigen, hat man sogar über einen "gläsernen" sowie über einen Klappdeich nachgedacht.
Am Ende wurde es normaler Gründeich mit mancher Verschönerung, mit dem alle Beteiligten inzwischen zufrieden sind, wie Ausschussmitglied Jürgen von Glahn betonte. Steinmetz und Brütt lobte er als
zwei außerordentlich verdiente Männer, die nun leider von der Deichkrone gingen: "Ernie von der Goldküste" und "Richard aus dem Königreich Groden". Für die Zukunft wünschte er sich die gleiche
offene und harmonische Zusammenarbeit, wie sie die ganzen Jahre im Deichverband üblich war. Zum Abschied überreichte von Glahn jeweils ein gerahmtes Bild mit Cuxhavener Seezeichen.
Nicht leicht haben es die Vertreter der Kurverwaltung bzw. der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH mit dem Deichverband. Als er noch technischer Leiter der Kurverwaltung war, musste Hans-Peter Lüllmann
lernen, "dass die Kurverwaltung der erste Feind des Deichverbandes ist und Sturmfluten erst an zweiter Stelle rangieren", wie Lüllmann es scherzhaft ausdrückte. Wenn es um touristische
Infrastruktur am Deich ging, habe man hart miteinander gerungen, am Ende aber auch meistens einen vernünftigen Kompromiss gefunden, sagte Lüllmann, der über 30 Jahre Gegenpart des Deichverbandes
war.
Ein Beispiel ist die Strandbar im Außendeichsbereich von Duhnen, die am Tag der Deichschau eröffnet wurde und über die sich sogar der Schultheiß lobend äußerte. Das Ergebnis langer, zäher
Verhandlungen sei doch "irgendwie ganz toll" geworden, sagte Steinmetz, sichtlich erfreut über den harmonischen Ausklang seiner letzten Deichschau. Als Mitglied bleibt er dem Ausschuss auch
weiterhin erhalten.